Danny
Cohen, so stand es in der Ankündigungsmail seines aktuellen Albums,
sei ein guter Freund von Tom Waits. Daran kann schon nach den ersten
Tönen der CD kein Zweifel mehr bestehen. Vermutlich sind die beiden
Brüder. Oder wenigstens Blutsbrüder. Danny Cohen kann nämlich
auch nicht singen, doch genau dies tut er mit einer einnehmenden Ausstrahlung
zwischen Morbidität und Verzweiflung, die ihresgleichen sucht (wenn
man von Tom Waits mal absieht). Dass beide bei der selben Plattenfirma
unter Vertrag sind, kann auch nicht wirklich überraschen, denn
wer so klingt wie Danny Cohen, der kann eigentlich nur bei einem Label
veröffentlichen, das "Anti" heißt, widerspricht
er doch so ziemlich allen Hörgewohnheiten.
Man
bedauert unbekannterweise die arme Pamela Rodgers, der Cohen einen
skurill dahingejaulten Song widmet (so möchte man einfach nicht
gern besungen werden), doch unter der bizarren Oberfläche wird
es durchaus ernst, denn der Song handelt davon, dass Pamela an einer
Überdosis stirbt. Dabei hatte das lyrische Ich schon den Albumopener
"As I looked down" nicht überlebt, und so wächst
eine unheilvolle Ahnung: In jedem der 16 Songs muss jemand sterben.
Danny Cohen erklärt dies so: "Wir nahmen das Album im Winter
auf. Nachbarn und Prominente starben wie die Fliegen. Zwei der Musiker
hatten Krebs (der Violinist verschied); der Krieg war endlos; es regnete
über Monate; Verwandte ließen sich scheiden, es gab eine
nukleare Verseuchung, der Aktienmarkt brach zusammen, jemand fiel
vom Dach auf seinen Kopf, es gab einen Tsunami; die Welt hasste uns."
So setzte sich der Tod als beherrschendes Albumthema schließlich
durch, und dies in allen nur denkbaren Facetten: Tod der Hoffnung
("Caffeine & Sunlight"), "Cows" (der Tod der
60er Jahre), "Quicksand" (Tod der Kultur), die bereits erwähnte,
bedauernswerte Pamela Rodgers, und so weiter.
Die
Überlebenden des Produktionsprozesses schufen somit einen Reigen
sinistrer Balladen über Tod und Trauer, ohne dabei jedoch Gefahr
zu laufen, künftig der Gothik-Szene zugerechnet zu werden, denn
der Sound an sich ist überraschend diesseitig und lebendig, und
wüsste man nicht um die beißende Ironie der Texte, man
ertappte sich schnell beim leisen Mitwippen zum Sound der Mundharmonika,
der scheppernden Akustikgitarre, dem robusten Bluesfolk.
Doch
spätestens zum Albumende hin wird die Botschaft wieder deutlich:
Das Ende der Zeit ist nah, und Danny Cohen besorgt das dazu gehörige
Reqiem. We're all gunna die.
©
Michael Frost, 04.06.2005