In ihrer Jugend spielte Natalia Clavier in der Band "Cosmic Ja-Ja". Die Musik der Argentinier wird als "Ethnic/Electronic/Akustik" beschrieben, und interessanterweise bewegt sich auch ihr Albumdebüt, das nun in einigem zeitlichen Abstand zu ihren ersten musikalischen Gehversuchen erscheint, zudem in weiter Entfernung ihrer Heimat, ebenfalls in diesem Spektrum.
Es ist Eric Hilton, eine Hälfte des Electronica-Duos Thievery Corporation, mit dem Natalia Clavier immer wieder auf ihre Ursprünge zurückkommt. Er produzierte "Nectar", für das Clavier neun der zehn Titel selbst geschrieben hatte. In der Zusammenarbeit entstand ein wunderbar stimmiges, vollkommen unaufdringliches Album mit leisem Latin-Temperament, in der Hauptsache jedoch wohltuender Alternative Pop mit vorsichtig eingefügten elektronischen Beats und unterschwellig, aber beharrlich wirkendem Rhythmus- immer nur so viel, um die Aktualität des Sounds zu unterstreichen.
Natalia Clavier, die seit dem Frühjahr mit dem ebenfalls aus Argentinien stammenden Musiker Féderico Aubele verheiratet ist, reiht sich mit ihrem bezaubernden Debüt in die Riege spannender Kolleginnen ein: Man spürt die Bossanova von Bebel Gilberto, bisweilen den Ethno-Klang von Lhasa de Sela, doch auch den Latinpop spanischer Bands wie Marlango oder Mecano.
Wunderbar gelungen auch, wie Natalia Clavier mit den Erwartungen eines internationalen Publikums spielt, das im Zusammenhang mit Argentinien fast ausschließlich an Tango denkt. Mit "Ay de mi" kommt auch sie an diesem Klischee nicht vorbei, doch sie verwendet ihn darin lediglich als Zitat, um auf seinem Grundmuster einen tranceartigen Loop aufzubauen, der wiederum ihren sanften Gesang trägt, der dem gesamten Album seinen wohligen Grundton gibt.
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Michael Frost, 14.06.2008