Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

Neues Bewusstsein


Ein Flickenteppich, der vom Balkan bis in die Karibik reicht. Patchwork aus Gypsy-Brass, Reggae und Electronica. So klingt die kunterbunte Soundpalette von La Cherga, einem sechsköpfigen Bandprojekt mit Musikern aus dem Kosovo, Mazedonien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina.

Überall in den ehemals jugoslawischen Teilrepubliken machen sich Musiker auf die Suche nach der eigenen kulturellen Identität. Für La Cherga bedeutet diese Suche hörbar nicht etwa die Reduktion auf die Tradition, sondern den zielsicheren Austausch mit anderen Einflüssen.

So experimentieren Bandsängerin Irina Karamarkovic und ihre fünf männlichen Begleiter eben nicht nur mit Klezmer, Reggae, Dub und Ethnopunk, sondern auch mit einer gegensätzlichen Auswahl an Arrangements - donnernde Bläser und temperamentvoller Chorgesang treffen so auf unterkühlte Elektronik und lässigen Dancegroove - ein völlig neuer Sound inmitten der aufbrechenden Musikszene der Balkanländer, die La Cherga bereits den Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik einbrachte.

Irina Karamarkovic und der Computer-Soundtüftler Nevenko Bucan begegneten sich erstmals in Deutschland, wohin es sie nach den Kriegswirren in ihrer Heimat verschlagen hatte. Später gesellten sich weitere Musiker hinzu. Gemeinsam verfolgten sie das Ziel, ihren Sound als musikalischen Gegenentwurf zu den nationalistischen Exzessen in Jugoslawien zu realisieren.

Die Verknüpfung zwischen den Kulturen, so der Gedanke hinter "La Cherga" (was übrigens 'Flickenteppich' bedeutet), müsse so eng und untrennbar sein, dass ihm jeder Nährboden für separatistische und nationalistische Agitation entzogen wird. Diese neue, von Autor Garth Cartwright in seinen Linernotes zu "Fake no more" als "pan-balkanisches Bewusstsein" bezeichnete Haltung lässt sich in der Musik wunderbar überzeugend ausdrücken - am besten besiegelt mit einem Glas Rakija oder Sliwowitz.

 

© Michael Frost, 28.12.2008


[Archiv] [Up]