Es erinnert ein wenig an die großen US-Serien der 70er Jahre und ihre unverkennbaren Soundtracks, an die ersten Alben von Prince und die große Zeit von Earth, Wind & Fire. Dazu kommen Raps, Electro- und Loungebeats, alle sehr cool und ungemein entspannt. Retro Soul nennt sich das Ganze wohl, und dass man mit den Zutaten von gestern Musik für heute, vielleicht sogar für morgen machen kann, ist sowieso unbestritten.
In diesem Fall ist es der in Madrid lebende US-Amerikaner Oli Stewart alias "Casbah 73", dessen Beats das Zeug zum Dancefloor-Knaller haben. Denn das ist schließlich das Schöne am Retrosound: trotz moderner Technologie und virtuoser Spielereien mit Reglern und Computern hat die Musik noch eine analoge Seele, einen spürbaren Körper - und Beine zum Tanzen.
Casbah 73 entwickelte sein Konzept für "Pushin '40" im heimischen Studio, lud mit Majka Edjo, Mariella Gonzales und Prince Po drei charismatische Stimmen für die Gesangsparts ein. Gemeinsam grooven sie, was das Zeug hält: unablässig, mitreißend, variantenreich.
"Freshly squeezed", der Opener, steht dabei musikalisch und als Titelmotto auch über allen weiteren Stücken, denn auch die elf weiteren Stücke scheinen wie selbstverständlich, von leichter Hand entstanden, wie bei einer Jam-Session befreundeter Kollegen, oder eben: frisch gepresst, ein Energieschub dank lebenswichtiger Vitamine.
Da Stewart das Album jedoch nahezu im Alleingang produzierte, muss der Aufwand beträchtlich gewesen sein, bis alles so klang, wie es klingen sollte - die Detailliebe sucht ihresgleichen. Denn wo andere Loungealben angesichts des ewig gleichen Rhythmus' schon nach kurzer Zeit langweilig, weil gleichförmig und retortenhaft klingen, gelingt Casbah 73 das Kunststück, hier eine Brass-Section, dort eine Querflöte, Marimbas, wilde Percussions und eine röhrende Soul-Diva, deren Namen man sich merken sollte: Mariella Gonzalez - einzustreuen.
In diesen Momenten horcht man auf, wird aus dem tranceartigen Dauerbeat gerissen, ist fasziniert von der Klangfülle, die allzeit präsent, aber niemals aufdringlich wird. Prädikat: Das Album für die Silvesternacht!
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Michael Frost, 16.12.2007