Es ist vielleicht ein wenig riskant, ein Album mit spanischen, kubanischen und südamerikanischen Boleros und canziones in der Adventszeit zu veröffentlichen: Eigentlich benötigt diese Musik die Sonne und die Hitze des Sommers. Doch andererseits interpretiert Luz Casal ihre Lieder so einfühlsam und hingebungsvoll, dass sie für die besinnlichen Wochen zum Jahresausklang ungleich geeigneter erscheinen als manch lärmender Weihnachtssampler, der derzeit in Fußgängerzonen, Märkten und Radioprogrammen dröhnt.
Luz Casal traf für "La pasión" eine Auswahl von Boleros, die zwischen den 40er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden: Lieder aus Spanien, aus Chile, Kuba und Mexiko, die sie vor der Vergänglichkeit bewahren möchte. Dabei widerstand sie, ein wenig überraschend, der Versuchung, die Lieder in ein modernes, zeitgemäßiges Konzept zu betten, überraschend auch deshalb, weil sie mit Eumir Deodato einen Arrangeur wählte, der für seine experimentierfreudigen Streicherarrangements berühmt ist (Björk, Saez, u.a.), sich hier jedoch ganz auf die klassischen Linien reduzieren lässt, jede Aufregung, jedes avantgardistische Element vermeidet.
Videolink: Luz Casal
"Con mil desenganos" / youtube
Schon Pedro Almodóvar hatte das Potential von Luz Casal erkannt, als er zwei von ihr interpretierte Lieder in seinem Film "High heels" (1991) einsetzte. Denn mit ihrer ausdrucksstarken, sehr pointierten Stimmführung scheint sie die weichen Linien ihrer Arrangements geradezu zu kontrastieren. Damit repräsentiert die Sängerin exakt die eigenständige, ebenso emotional wirkende wie überlegt handelnde Frau, die eines der wichtigsten Sujets seiner Filme ist.
Romantik, Dramatik und Tragik fließen hier ineinander, und dies ist dann auch die exakte Beschreibung eines klassischen Bolero, wie wir ihn auf "La pasion" in unverfälschter Form erleben können.