Mit
diesem Tempo wäre wohl der Straßenkarneval in Rio überfordert:
Martelos, Galopes und Cirandas nennen sich die Rhythmen aus dem Nordosten
Brasiliens, die das Quintett Cabruêra aufgreift. "Galopes"
scheint dabei exakt das zu bedeuten, was man auch auf Deutsch damit
verbindet: Wie im Galopp bewegt sich der Rhythmus dieser energiegeladenen
Musik vorwärts, kaum eine Atempause scheint erlaubt, wenn die Band
aus Arthur Pessoa, Fredi Guimaraes, Zé Guilherme, Fabiano Soares
und Tom Rocha zu den Instrumenten greift.
"Sambas
for sleepless nights" heißt das Album "Proibido cochilar"
im Untertitel, und tatsächlich wird Cabruêra von Kritikern
für ihre "Samba der nächsten Generation" gefeiert.
Auf "Proibido cochilar" wagt die Band einen berauschenden
Mix aus Samba und anderen brasilianischen Stilen mit Rock, Funk, Jungle,
Techno, Jazz, Reggae und Hiphop.
Den
feurigen Sound erzeugen die Musiker mit diversen akustischen Instrumenten,
allen nur denkbaren Percussions, und als besonderem Clou einer Gitarre,
über deren Saiten Arthur Pessoa mit einem Kugelschreiber fährt.
Daraus ensteht der Sound eines Streichinstruments mit dunkler Klangfärbung,
einer Viola etwa. Der Klang empfindet den Klang der Rave nach, einem
traditionellen Instrument der Ureinwohner Brasiliens.
Daneben
finden allerlei technische Effekte, Samples und flirrende Beats ihre
Verwendung. Die tropische Hitze dieses Sounds lässt die Grenzen
zwischen Samba, House und Techno schmelzen, und spätestens zum
Ende des Albums, mit den Remix-Versionen von "Magistrado Ladrao"
und "Zabé sabe" wird deutlich, wozu diese "Bande"
("Cabruêra") tatsächlich fähig ist: Die
Samba der nächsten Generation findet nicht mehr allein auf den
Straßen von Rio statt, sondern in den Tanztempeln der Metropolen
in- und außerhalb Brasiliens.
©
Michael Frost, 22.10.2005