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Schöne Bescherung
Gast-Kritik von Gerd Heger


Man hat den Eindruck, da kommt einfach "nur" ein neuer Cabrel, ohne kreative Revolution, ohne Neuigkeiten. Und dennoch, ein sanftes, erfrischendes Gefühl erfüllt einen, und je mehr man hört, desto gemütlicher wird einem zumute. Der Eindruck entsteht von Harmonie, Gleichgewicht, von einem Mann, der nichts mehr zu beweisen hat und deswegen die Musik macht, die ihm gefällt und sich einen feuchten Kehricht um das kümmert, was man eigentlich heutzutage "machen müsste". Die Melodien schmeicheln sich ein, der akkustische Klang lehnt sich an den entspanntesten J.J. Cale oder die Dire Straits an, die glitzender Durchsichtigkeit und Klarheit des Ganzen nimmt einen gefangen. Man hört der gediegen gestalteten Platte an, dass sie zuhause aufgenommen wurde - unter Freunden, die sich eine gute Zeit gemacht haben.

Wenn einer von sich sagt, dass das Leben ihm gibt, was er von ihm erwartet, dann ist das wirklich eine Bonne Nouvelle (Gute Nachricht). Und glättet die Kakaphonie der Gegenwart. Cabrel, in seinen Anfängen als Lagerfeuerromantiker mit lächerlichem südwestfranzösischem Akzent verhöhnt, sitzt heute eher irgendwo an einem Strand, unterhalb von Bordeaux, am richtigen Meer, lässt sich den Wind um die Nase wehen und schaut weitblickend in die Ferne. Schöne, unaufdringliche Texte sind ihm gelungen, ob er von der Liebe singt (Qu'est-ce que t'en dis), von der Lächerlichkeit der Männer (Elles nous regardent), von den Gitarren (Telecaster), die seine Jugend und auch heute noch seine Musik präg(t)en - oder von den Gens absents (den abwesenden Leuten), die man dringend als Freunde gebraucht hätte, und die sich zurückgezogen haben ohne Grund, aufgefressen vom Alltag.

Der neue Cabrel ist wirklich eine Schöne Bescherung (Les Beaux Dégats) und hat nicht umsonst den Weg ganz hinauf in die französische Hitparade geschafft. Jetzt muss sich der Musketier des Chansons wieder auf die Bühne schwingen (z.B. im Herbst in Paris oder im Juli beim Festival Francofolies de La Rochelle) und musste auch die Promotion über sich ergehen lassen (er mag das nicht so). Was ihm da sicher nicht fehlt, ist der lange vermisste Auftritt in Deutschland, wo Cabrel nicht gerade wenig Platten verkauft. Schade eigentlich - die Einladung ins Bistrot Musique des SR jedenfalls steht.



"Francis Cabrel: Les beaux degats"
ist eine Gast-Kritik von Gerd Heger.
© Gerd Heger, Juli 2004
Gerd Heger ist Experte für französische Musik beim Saarländischen Rundfunk, für den er die wöchentliche Sendung "RendezVous Chanson" produziert.
www.sr-online.de/musique
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