Einst trat sie in Las Vegas als Tina Turner-Double auf, später sang sie mit Nelly Furtado, man hört sie mit der portugiesischen Fado-Königin Mariza im Duett auf ihrem Album "Terra". Dann erweckte sie Carlos Gardels Tango-Klassiker "Volver" mit einer tief unter die Haut gehenden Adaption zu neuem Leben - und nun verneigt Buika sich tief, ganz tief vor zwei lebenden Legenden: Chavela Vargas und Bebo Valdés.
Chavela Vargas gehört eine der markantesten Stimmen spanischer Sprache. Die in Mexiko lebende Sängerin, die ursprünglich aus Costa Rica stammt, wurde im vergangenen Jahr 90 Jahre alt. Eigentlich hatte sie sich längst aus dem Musikgeschäft zurückgezogen, als Pedro Almodovar ihre Lieder für die Soundtracks seiner Filme entdeckte. Mit schwerer, heiserer Stimme veredelte sie unter anderem "Mein blühendes Geheimnis". Später war sie an der Hollywood-Produktion über das Leben der mexikanischen Malerin Frida Kahlo beteiligt.
Buika nähert sich dieser Ikone, die gleichsam zur Brücke zwischen spanischer und lateinamerikanischer Kultur wurde, mit großem Respekt - aber angstfrei, gilt sie doch selbst inzwischen als eins der großen Talente der spanischen Musik. Ihre Eltern stammen aus Äquatorialguinea, Buika selbst wuchs jedoch auf Mallorca auf. Ihr Timbre, ähnlich heiser und rau wie das ihres Vorbildes, schärfte sie auf den Straßen und in den Bars von Palma, orientiert an den Flamenco-Sängern der spanischen gitanos.
Doch das Erdige, unverblümt Leidenschaftliche und Drängende der Straßenmusik steht auf "El último trago" im Kontrast zur jazz-betonten Eleganz ihres Mitstreiters. Der Kubaner Chucho Valdés, Jazz-Pianist wie sein nicht minder berühmter Vater Bebo, ließ sich umstandslos auf das Projekt mit Buika ein. Den Kontakt zwischen beiden vermittelte übrigens Pedro Almodovar. Direkt im Anschluss an ein gemeinsames Konzert in Havana gingen Valdes und Buika ins Aufnahmestudio. Binnen elf Stunden war das komplette Album eingespielt, einige Lieder standen sogar bereits im ersten Versuch.
Chucho Valdés und Buika stellen sich mit der Verknüpfung zwischen Flamenco und Latin Jazz gewissermaßen in die Tradition von Bebo Valdés, der 2003 mit dem spanischen Flamencosänger Diego El Cigala mit "Lágrimas negras" diese besondere Fusion zweier Genres begründete. Sowohl Bebo Valdes als auch Chavela Vargas werden glücklich und zufrieden sein, dass die nachfolgende Generation ihr Werk erhält und weiter entwickelt.
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Michael Frost, 08.05.2010