Zurücklehnen,
entspannen, tag- oder nachtträumen, ein kühlendes Getränk
in der Nähe, am besten ein höherprozentiges, und dann dem
langsamen Rhyhthmus der Musik folgen. Nein: es geht hier einmal nicht
ums szenige "Chillen", wir sind nicht in einer mit besserverdiendenen
FDP-Wählern gefüllten "Lounge", sondern an einem
Ort, an dem Zeit, Szene und zur Schau gestellter "Lifestyle"
endlich einmal bedeutungslos sind.
Das
Programm des Abends heißt Dub, gespeist aus allen Einflüssen
so genannter Roots-Kulturen, und die findet man bizarrerweise genau
dort, wo kürzlich Hurrikan Katrina eine Spur der Verwüstung
legte, nämlich an der Golfküste der USA und - weiter südlich
gelegen - auf den Inseln der Karibik. Blues, Folk, Jazz, R'n'B, Soul,
natürlich Reggae, Calypso und Cajun gehören zu dieser großen
Sound-Familie.
Dass
es ausgerechnet zwei Nürnberger sein würden, die diese Rhythmen
in wirklich bestechender Weise aufgreifen würden, kam unvermutet.
Doch Peter Heider und Florian Seyberth landeten schon 2001 mit ihrem
Debüt "Satta" einen Erfolg. Vier Jahre hat es gedauert,
bis sie das Nachfolgeprodukt "Dust my broom" für ausgereift
genug hielten.
Detailverliebt
haben die beiden Produzenten Songstrukturen zerlegt und neu zusammengefügt,
Arrangements variiert und mit verschiedenen Gastsängern eingespielt:
Country-Sänger Tony Joe White rezitiert den Opener "Keep
going", der Jamaicaner U-Brown kooperiert mit Joe Dukie aus Neuseeland.
Sie und weitere Interpreten bestimmen den relaxten Sound des Albums
sowohl in den vielen langsamen als auch einigen schnelleren Passagen.
In ihren Stimmen liegt auch die tiefgründige Atmosphäre
des Albums, und Heider & Seyberth kreieren aus allen Komponenten
ein Soundkonzept weit jenseits oberflächlicher Belanglosigkeit:
Leben statt Lifestyle.
©
Michael Frost, 04.09.2005