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Neuer Glanz durch
neues Album ?
Gastkritik von Inga Stumpf


Was passiert, wenn man einem Oldie, den die Eltern vielleicht ganz angesagt fanden, den Staub von gestern herunterbläst, einfach ein paar "hippe" Beats unter die bewährten Songs mischt und sie dann als neu verkauft? Diese Frage muss man sich bei Shirley Basseys "Diamonds Are Forever: The Remix Album" unweigerlich stellen.

Ein Projekt wie dieses kann entweder Kult werden - oder sehr peinlich. Im Falle von Dame Shirley Bassey, der Lady mit dem James-Bond-007-Goldfinger-Song, war das Aufwärmen nicht ganz so giftig wie das einer Pilzsuppe und sorgte immerhin in der Musikszene für Gesprächsstoff - und das selbst bei jenen, die die Sängerin eigentlich nur aus dem Propellerheads-Video "History Repeating" bei MTV kannten.

29 Alben hat die heute rüstige Rentnerin innerhalb von 30 Jahren veröffentlicht, und damit zählt sie wohl zu Englands erfolgreichsten und fleißigsten Musik-Stars. Ihr neuester Coup ist ein Remix-Album, mit dem sie in keine ganz unerwartete Kerbe schlägt. Immerhin produzierte Miss Bassey ja schon Ende der 80er einen Song mit Yello und gab sich auch sonst gern jung und modern. Da war es nur konsequent, ein Album herauszubringen, auf dem sämtliche jemals erschienenen Hits der Grand Dame - von namhaften Musikern abgemischt - wieder einmal zu hören sind.

Außerdem erstrahlt so die eine Seite der Vertragsparteien in neuem Glanze, während die andere kostenloses Remix-Material bekommt. Wie man sich allerdings vorstellen kann, ist es nicht unbedingt einfach, die Diskrepanz zwischen einem 40 Jahre alten Original-Bassey-Song und modernen Rhythmen einfach so wegzumixen.

Hin und wieder wirken einige Stücke recht lieblos zusammengeschraubt - hier ein bisschen Beat, dann den Refrain abwarten, und weiter geht´s mit Samples, bis der Track endlich zu Ende ist. Der Titelsong des Albums, "Diamonds Are Forever", wird z. B. von Mantronik mehr zum Klanghorror als zum Musikvergnügen gemacht. Ebenso wurden Kenny Dopes Remix von "Light My Fire" oder Nightmares On Wax´ "Easy Thing To Do" eher mit dem "Arrgh!"-Faktor versehen. Statt also die phänomenale Stimmgewalt Shirley Basseys, die neben ihrer mondänen und glamourösen Erscheinung eindeutig ihr Markenzeichen ist, zu untermalen, wird sie zerstört.

Doch nicht alles auf dem Remix-Album ist misslungen oder dem Hörgenuss abträglich. Wieder einmal sind es die Propellerheads, denen die Symbiose zwischen Vergangenheit und Gegenwart nahezu perfekt gelingt. Was das Duo aus dem Klassiker "Goldfinger" gezaubert hat, grenzt an ein Wunder. Jazz-, Big-Band- und Filmmusik-Nostalgie haben selten so gut mit innovativer Sample-Technik harmonisiert.

Auch Mark Brydon von Moloko oder das junge Projekt awayTEAM liefern grandiose Werke ab. Erster mixte die Jacques-Brel-Komposition "If You Go Away" mit melancholischen Streichern und kühlen Technobeats; zweitere versuchten sich erfolgreich an "Where Do I Begin", dem Thema aus dem Film "Love Story".

Alles in allem ist "Diamonds Are Forever" also ein durchaus hörbares Album, wenn man nicht zuviel Wert auf meisterhafte Sound-Verarbeitung legt, sondern lieber ein bisschen in (aufgepeppten) alten Zeiten schwelgen will und verführerischen Groove sucht.

"Shirley Bassey: Diamonds are forever / The Remix Album"
ist eine Gast-Kritik von Inga Stumpf / November 2000
Dieser Text erschien bereits in dem österreichischen Online-Magazin evolver.at
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung durch die Autorin

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