In
"We must fight and win", dem programmatischen Eröffnungstitel
ihrer bislang letzten Studioproduktion "Zingalamadumi" (1995)
nennt Arrested Development-Senior Baba Oje die Vorbilder des Band-Kollektivs,
darunter Bob Marley, Miriam Makeba, Public Enemy, Curtis Mayfield, Tracy
Chapman, Youssou N'Dour, Black Uhuru, Chaka Khan, Queen Latifah und
Stevie Wonder.
In
diesem enorm großen Spannungsfeld siedelt die Band (mit ihren
19 Mitgliedern schon fast in Orchesterstärke) seit jeher ihre
Musik an. Ausgehend von der Hiphop/Rap-Kultur der afroamerikanischen
Community streckten Bandleader Speech und seine Mitstreiter/-innen
ihre Fühler in die Welt(-musik) aus und entwickelten daraus eine
neue, unverwechselbare Variante des Hiphop: eine Brücke zwischen
den Afroamerikanern und ihren afrikanischen Wurzeln schlagend, politisch
engagiert und mit direkten Bezügen zur Gegenwart. Da war es nur
folgerichtig, dass Regisseur Spike Lee die Band um einen Song für
den Soundtrack zu seinem Malcolm X-Film bat.
Mit
"Among the trees" melden sich die "Hippies unter den
Hiphop-Bands" nach neunjähriger Albumpause endlich wieder
zurück - und schnell stellt man fest, wie sehr ihr relaxter,
unkonventioneller, aber hochengagierter Sound in den vergangenen Jahren
fehlte. Das Album begeht nicht den Fehler, musikalisch direkt an "Zingalamadumi"
anknüpfen zu wollen, aber dem Bandprinzip, Hiphop mit allen möglichen
(und besonders den unmöglichen) Sounds zu verbinden, bleiben
die 19 Musiker/-innen treu.
Zwischen
Latin, Jazz, Rock, Electro, Pop, Soul, Funk und Reggae schillern alle
Klangfarben des Regenbogens. In bewährter Manier gehen die 19
Albumtitel übergangslos ineinander über, weshalb Tempi-
und Rhythmuswechsel - obgleich vorhanden, gar nicht weiter auffallen.
Jeweils für sich genommen offenbaren die Titel dagegen schon
ein hohes Maß an Individualität. Etwa "Esmeralda",
die erste Single-Auskopplung, die den Latinpunk-Sound à la
Manu Chao zu variieren scheint, oder "Honeymoon Day", eine
groovende Mixtur aus Rap und Folkballade. Selbst mit Geigen, im Hiphop
nun wirklich eine fast zum Tabu erklärte Rarität, wird erfolgreich
experimentiert ("Wag your tail").
Speech,
als Autor, Interpret und Instrumentalist für alle Titel wenigstens
mitverantwortlich, hält sein Kollektiv souverän zusammen.
sein virtuoser Sprechgesang ist das unverzichtbare Bindeglied des
Albums und seiner vielschichtigen Sounds.
©
Michael Frost, 13.08.2004