Das Jahr beginnt mit einem anspruchsvollen, hörenswerten Songwriter-Album. Adam Arcuragi ist bislang wohl allenfalls ein Geheimtipp, doch Freunde des Genres sollten seinem Album "I am become joy" unbedingt ihre Aufmerksamkeit schenken.
Es ist vor allem die permanente, eindringliche Präsenz seines Gesangs, die dem Album seine besondere, berührende Atmosphäre verleiht. Adam Arcuragi wird in der Fachpresse zwar meist mit Kollegen wie Nick Drake (klassisch) oder Sufjan Stevens (aktuell) verglichen - Namen, die im Zusammenhang mit Singer/Songwriter-Alben nahezu ständig genannt werden, doch sein Gesang geht so viel tiefer, ist mal treibend, mal getrieben, und in dieser Abgründigkeit erinnert er viel mehr an Nick Cave, während die Musik zwischen Indiefolk, Blues und Country variiert.
Adam Arcuragi ist ein Lehrer aus Philadelphia, der allerdings in Georgia geboren wurde. Inwieweit sich also die Gegensätze von Nord- und Südstaaten in seiner Musik treffen, darüber könnte man länger sinnieren, wichtiger erscheint jedoch, sich dem Hier und Jetzt seiner Songs zu widmen. "Selbst in den traurigsten seiner Lieder liegt noch ein Hauch von Freude", befand der "All Music Guide", "und unvergessliche Bilder in nahezu jedem Vers".
Arcuragi legt wert auf die authentische Atmosphäre der Entstehung seiner Aufnahmen. Die elf Stücke des Albums wurden daher jeweils live eingespielt, jeweils gemeinsam von Arcuragi selbst (Gesang und Gitarre) mit drei oder vier Begleitern (darunter übrigens auch Songwriterin Dawn Landes, die auf diesen Seiten schon früher vorgestellt wurde). Zusätzliche Instrumente wurden anschließend darüber gelegt. So gibt es einen festen instrumentalen Kern, der jeweils variiert wird - selbst Bläser und eine singende Säge kommen zum Einsatz.
"Wer hätte gedacht, dass Lehrer so cool sein können?", fragte "Philadelphia Weekly" in einem Artikel über Adam Arcuragi, doch vielleicht stellt sich schon die Frage, wie lange er seinen Beruf noch ausüben wird. In nächster Zeit jedenfalls nicht: Adam Arcuragi tourt im Januar und Februar 2010 durch Europa.
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Michael Frost, 09.01.2010