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Fiesta !

 

"Diese Musik gehört auf die Bühne", schrieben wir in der Rezension von "Rebeldia con alegria", dem ersten Album, das die spanische Band Amparanoia 2004 auch in Deutschland veröffentlichen konnte. Die "Ahnung von einem wilden Feuerwerk", die das Studioalbum damals hinterließ, wird nun endlich offenkundig: "Seguiré caminando" heißt die Box, mit der Amparanoia 2006 ihr 10-jähriges Bandjubiläum feierte.

"Seguiré caminando" enthält das Geburtstagskonzert (in Wahrheit eine ausgelassene Party) vom 16.11.2006 im "Apolo" von Barcelona sowohl auf CD als auch auf DVD. Der Konzertmitschnitt wird zudem durch eine Dokumentation der Bandgeschichte ("Antes de hoy") ergänzt. Eine zweite CD enthält Remixe und unveröffentlichte Songs ("remixes y rarezas") - insgesamt also einen optimalen Einblick in die Musik von Bandleaderin Amparo Sanchez, seit sie 1993 von Granada nach Madrid kam, wo sie schnell zum festen Bestandteil einer multikulturellen Musikszene wurden, zu der auch Bands wie Ojos de Brujo und der aus Frankreich stammende Manu Chao gehören.

Amparanoia entstand mehr zufällig, während einer Jam-Session verschiedener Musiker. Latin, Flamenco, Punk, Texmex-Rock, arabische, afrikanische und Gitano-Rhythmen gehören heute zu den festen Bestandteilen des "Mestizo"-Sounds von Amparanoia - ebenso übrigens wie das klare politische Statement, das Amparo Sanchez mit ihren immer zahlreicher werdenden Fans zusammenschweißt.

"Seguiré caminando" zeigt dabei, dass Engagement und Party keinesfalls Gegensätze sein müssen. Wie auch Manu Chao oder viele Kollegen in Afrika und Lateinamerika kommunizieren Amparanoia ihre Botschaften nicht als moralinsaures Geschwätz, sondern druckvoll, mit breitem Lachen, unbändiger Leidenschaft und Lebensfreude, donnernden Fanfaren und wilden Tanzrhythmen, immer nach dem Motto "Rebeldia con alegria" - Rebellion, nicht ernst und verstiegen, sondern laut feiernd, tanzend und singend.

"Seguiré caminando" heißt einerseits, dass Amparo Sanchez ihren Weg fortsetzen wird, allerdings nicht, mit welchen Mitteln. Denn ihr Bandjubiläum soll auch eine Zäsur darstellen, einen Abschied - die Geschichte von Amparanoia endet mit dieser Veröffentlichung, der Auftritt in Barcelona war das letzte Konzert.

Wer den Auftritt gesehen hat, vor Ort oder nun auf "Seguiré caminando", wird aber keinen Moment lang daran zweifeln, dass Amparo Sanchez in nicht allzu ferner Zukunft wieder auftauchen wird. Sie ist eine Vollblutmusikerin, die die Bühne braucht - und die Bühne braucht Musikerinnen wie sie.

© Michael Frost, 08.06.2008

 


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