Yo
la Tengo erkenne man in ihrer Musik, Flaming Lips oder ELO. So versucht
der Pressetext die Annäherung an die fünf Jungs aus Manchester.
Alfie, so der Bandname, sind zwar keine Neuzugänge auf dem Plattenmarkt,
"Do you imagine Things ?" ist bereits ihr drittes Album, bedeutet
aber in mehrfacher Hinsicht ein Neubeginn - und eine lohnende Chance,
den Band-Sound zu entdecken.
Neben
dem Wechsel der Plattenfirma war die Anschaffung eines Apple Computers
die wichtigste neue Errungenschaft. "Er gehört jetzt fast
zur Band", schärmen Alfie, "darauf kann kann jeder
seine Ideen festhalten, wann und wie er will, sogar bevor wir ins
Studio gehen. Das ist wie ein 24-Stunden-Service."
Dennoch
ist "Do you imagine things ?" von der Computermusik weit
entfernt. Handgemachte Gitarrenmusik ist zu hören, eingebettet
in weitläufige Melodiebögen, leichte, mit Bläsern unterlegte
Easy-Listening-Harmonien - oder auch psychedelische Songstrukturen,
die, wie schon die Optik des Plattencovers verrät, in der Musik
der 60er Jahre haben.
Ungewöhnliche
Intros, mal mit Keyboards, dann mit Banjos wecken Aufmerksamkeit und
bestimmen die Dramaturgie der Songs, die ihren Gipfel regelmäßig
im einsetzenden Chorgesang der Bandmitglieder findet. Daneben nehmen
einzelne Songs, etwa "Slowy", überraschende Wendungen,
indem sie Gitarrenrock, Klavier-Soli, Keyboard und Gesang zu psychedelischen
Soundstrukturen verknüpfen, mit denen Alfie beweisen, dass sie
mehr drauf haben als eingängiges Easy Listening.
Der
charmante Retro-Sound von Alfie wirkt wohl überlegt und verliert
bei aller Liebe zum Detail nie das Gefühl der leichten Hand,
mit dem die Lieder geschrieben und arrangiert wurden, unabhängig
davon, ob es sich um tiefgründigere Kompositionen ("The
Indoor League") oder Folk-inspirierte, luftige Sommersongs ("People",
"Chop Chop") handelt, die den Zuhörenden direkt in
die frühen 70er Jahre zurückversetzen.
©
Michael Frost, 13.09.2003