Bitte
beachten Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Plattenhändler
- denn bei dieser CD könnte es zu Orientierungsproblemen kommen.
Denn eigentlich haben Sie ja ein Album des Bandprojekts "Africando"
gekauft; also erwarten Sie afrikanische Rhythmen. Weit gefehlt. Denn
statt dessen erwartet Sie feurige Salsa mit treibenden Bläsersätze,
furiosen Percussions in atemberaubendem Tempo, folglich alles, was Salsa
zum Inbegriff karabischer Tanzmusik machte.
Wäre
da nicht der Gesang. Denn der ist erkennbar nicht Spanisch oder Kreolisch.
Afrikanische Sprachen mischen sich darunter, auch Französisch,
und, so erfährt man: Salsa ist auch in Westafrika ein populärer
Musikstil, und hier wird er nicht zum ersten Mal von afrikanischen
Musikern aufgegriffen. Man erinnere sich an die Afro-Cuban All Stars,
die schon seit einigen Jahren rund um den Globus die Vereinigung afrikanischer
und karibischer Musik zelebrieren.
Boncana
Maiga (Mali) und Ibrahim Silla (Elfenbeinküste) sind die treibenden
Personen hinter "Africando". Schon seit 1990 versammeln
sie wechselnde Musiker unter ihrem Dach, um die gemeinsame Vision
der afrikanischen Salsa zu entwickeln. Auch Salif Keita gehörte
schon zu ihrem Ensemble.
"Ketukuba"
soll nun beweisen, dass die Idee der transatlantischen Musik zwischen
Westafrika und Karibik keineswegs ausgereizt ist. Unterstützt
von dem kubanischen Pianisten Alfredo Rodriguez, Komponist und Arrangeur
Nelson Hernandez sowie verschiedenen Nachwuchsmusikern aus dem Senegal,
Kongo und Puerto Rico vermittelt sich die interkulturelle Dimension
von "Africando" auch personell. Das Album enthält schließlich
alle Zutaten einer feurig-scharfen Salsa: Tempo und Leidenschaft,
Lebensfreude und Spielwitz - und hohe Ansteckungsgefahr!
©
Michael Frost, 26.11.2006