Für
viele sind sie einfach "die Hauptstadt-Band". Die 17 Hippies,
weder siebzehn an der Zahl noch "Hippies", repräsentieren
die besten Eigenschaften ihrer Heimatstadt Berlin: ungewöhnlich,
vielfältig, multikulturell, professionell, und dennoch unangepasst,
bisweilen sogar subversiv, Metropole und Provinz zugleich.
Ihr
Musik kommt aus allen Teilen Europas - und darüber hinaus. Zum
Beispiel aus Sidi Ifni, "ein Ort am Rande der marokkanischen
Sahara. Sein Herz, ein riesiges Missverständnis in Form eines
leblosen Flughafens - mitten in der Stadt". Diesem Ort widmen
die Hippies ihr neues Album, das erste Studiowerk nach dem phantastischen
Erfolg des Soundtracks zum Berlinale-Gewinner "Halbe Treppe"
von Andreas Dresen.
"Ifni"
fußt selbstverständlich in der Tradition der vorangegangenen
Werke der Hippies, und markiert dennoch eine unverkennbare Weiterentwicklung.
Die knapp zwei Dutzend Musikerinnen und Musiker - ausgestattet mit
allen nur denkbaren Instrumenten zwischen Nasenflöte, Sackpfeifen
und Posaune - nehmen sich auffallend zurück. "Ifni"
wirkt deshalb überlegter und weniger wild als noch "Rock'n'Roll
13" und "Wer ist das?", doch die Zurückhaltung
lässt die Arrangements umso raffinierter wirken und einzelne
Details deutlicher hervortreten.
Bildhafte
Texte und Instrumentaltitel wechseln einander ab und verstärken
den Eindruck der Vielfalt von Klängen und Rhythmen zwischen Filmmusik,
Klezmer, Walzer und Polka. Ihre internationalen Ambitionen unterstreichen
die 17 Hippies mit mehrsprachigen Texten - neben Deutsch vor allem
Französisch. In Frankreich ist das Kult-Orchester seit Jahren
populär, weil es den Einflüssen aus Chanson und Musette
immer wieder eine starke Basis für den eigenen Rhythmus findet,
die sich auch auf "Ifni" wiederfindet.
Die
deutsch-französische Freundschaft wird in der ersten Auflage
von "Ifni" zusätzlich mit einer Bonus-CD gefeiert,
die von den Hippies gemeinsam mit "Les Hurlements d'Léo"
aus Bordeaux aufgenommen wurden. Die Band-Union firmiert unter dem
beängstigenden Namen "Hardcore Trobadors" und macht
diesem Titel alle Ehre.
©
Michael Frost, 06. März 2004