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Immer wieder hören

 

Nur selten gelingt die Einheit von Text, Melodie und Interpretation so großartig wie Ane Brun in "Humming one of your songs".
"I just know one small verse in the middle of it // But it makes me wanna hear it // On and on and on and on", singt sie, und ebenso ergeht es dem Zuhörer mit ihrer Musik.

Unter all den skandinavischen Sängerinnen, die ihre nordische Herkunft zum internationalen Markenzeichen ausbauten, ist Ane Brun eine der beständigsten und kreativsten, aber noch immer ein Geheimtipp. Ihre vollständige Diskografie ist in Deutschland erst seit diesem Jahr erhältlich, ungewöhnlich spät für einen Musikmarkt, der nordischen Musikern gegenüber sonst recht aufgeschlossen ist.

Vielleicht liegt es an Ane Brun selbst, dass sie den Weg auf die internationale Bühne erst nach und nach wagt. Inzwischen allerdings ist ihr Repertoire derart ausgereift, dass sie sich mühelos an die Spitze der Singer/Songwriter-Zunft spielen könnte. Vor allem ihr aktuelles Konzert-Album "Live at Stockholm Concert Hall" (2009), das als CD/DVD-Set veröffentlicht wurde, zeigt die ganze Bandbreite ihres Könnens. Begleitet von einer exquisiten Band, zu der sich im Verlauf des Abends auch Madrugada-Frontmann Sivert Höyem gesellt, spielt und singt sich Ane Brun kreuz und quer durch ihre Alben, durch Pop-, Folk-, Jazz- und Gospelsongs, Balladen, allesamt von einer berückend dichten Atmosphäre, meisterhaft arrangiert und vorgetragen mit einer Stimme, so klar und erhaben wie die norwegische Fjordlandschaft, aus der die inzwischen in Schweden lebende Sängerin stammt.

Zur Seite steht ihr - bereits seit einigen Jahren - die kongeniale Nina Kinert, die den Begriff der "backing vocals" neu definiert, indem sie zum Spiegel Ane Bruns wird, besser: zu ihrem Resonanzkörper.

Mit betont biederer Fönwelle und schlichtem schwarzen Kleid reiht Ane Brun eine Songperle an die nächste und kann sich schließlich selbst vor Begeisterung nicht halten, als sie ihren "fantastiska kören", den 'fantastischen Chor' ankündigt, dem überraschend die Crème de la Crème der schwedischen Songwriter-Szene angehört: allen voran Anna Ternheim, Lisa Ekdahl und das Geschwisterduo "First Aid Kit" (Johanna & Klara Söderberg). Kooperationen wie diese sind wichtig für Ane Brun, die einst ein komplettes Duett-Album einspielte und sich immer wieder auch an den Projekten anderer Mitglieder dieser exquisiten nordischen Musiker-Familie beteiligt.

Andererseits sind auch ihre Adaptionen legendär. Den Alphaville-Klassiker "Big in Japan" verwandelt sie ebenso gekonnt wie eigenwillig in eine verzweifelte Ballade wie "True colors", einen der größten Hits von Cindi Lauper. Wie groß die Bandbreite ihrer stimmlichen Möglichkeiten tatsächlich ist, blieb auch anderen nicht verborgen. Aktuell tourt Ane Brun mit Peter Gabriel durch die Welt und ist dabei mehr als nur sein "Vorprogramm". Auf youtube kann man Videos von einem Auftritt der beiden in Berlin finden, in denen Ane Brun immer wieder spontanen Szenenapplaus für den Gesangspart erhält, den im Original keine Geringere als Kate Bush singt: "Don't give up".

Ähnlich beeindruckend geriet auch ihr Auftritt bei der diesjährigen Verleihung des "Polar"-Musikpreises (dem Musik-Nobelpreis) in Stockholm. Dort hatte sie die Aufgabe, einen Song der Preisträgerin Björk vorzutragen. Und während noch kurz zuvor Plastik-Popstern Robyn unter den Pauken und Trompeten des sie begleitenden Sinfonieorchesters sang- und klanglos unterging, rührte Ane Brun mit "Jóga" selbst die im Publikum sitzende Preisträgerin - erneut war es ihr nicht nur eine pointierte, sondern vor allem eigene Interpretation gelungen, die ihre herausragende künstlerische Persönlichkeit erkennen ließ. Keine Frage, diese Musikerin ist reif für die große internationale Bühne.


© Michael Frost, 25.09.2010

 

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